Haslachs Grün wird zukunftssicherStreustreifen, „Nichtmähmai“, Akzeptanzstreifen und Impulsbepflanzung

Die Stichworte mögen nach Fachchinesisch klingen, doch das dahinterstehende neue Konzept von Haslachs Stadtgärtnerei lässt sich in einfachen Worten erklären. „Die Haslacher Anlagen sollen ein ebenso abwechslungsreiches wie ansprechendes Gesamtbild ergeben, gleichzeitig sollen diese nachhaltig und zukunftssicher werden. Die Biodiversität wird größer und die Anlagen werden klimaangepasster“, umreißt Bürgermeister Philipp Saar kurz und bündig das auf Jahre angelegte Projekt, welches heuer bereits im März gestartet ist. Die Kernpunkte sind dabei das Umstellen auf biodiversitätsfördernde Rasenflächen im Außenbereich und artenvielfältige Staudenflächen im erweiterten Innenstadtbereich. So werden denn ausgewählte Rasenflächen, die die notwendige Grundgröße aufweisen mit „umläufigen Akzeptanzstreifen“ versehen, der Schnitt erfolgt nur noch entlang von Wegen und Gebäuden.

Die eigentlichen Rasenflächen erfahren einen „Nichtmähmai“ (neudeutsch No-mow May), um natürliche standortgerechte Frühjahrsblüher zu fördern; hinzu kommen darinnen „Streustreifen“, die die Sortenvielfalt nochmals erhöhen. Insgesamt wird die Zahl der Rasenschnitte deutlich reduziert, um so das bodennahe Insektenleben nicht zu gefährden. An ausgewählten Standorten sind Trockenmauern angedacht. Wichtig ist der Stadtgärtnerei auch die ökologische Aufwertung der bisherigen arbeitsintensiven Kleinstrasenflächen, die in artenreiche Staudenflächen umgewandelt werden; die Pilotanlagen hierzu sind Ende März bereits am Alten Kapuzinerkloster entlang der Bachmauer entstanden, wo nun rund 2.000 Ganzjahresstauden anstelle von „Monogras“ in großer Vielfalt zu besichtigen sind. „Das funktioniert selbst bei ausgesprochenen Miniflächen“, konstatiert Uwe Schweitzer und verweist auf eine knapp 15 Quadratmeter große Fläche an der Klosterausfahrt Richtung Ringstraße. Die dortige winzige Staudenanlage wertet selbst solche bislang mähintensiven Reststücke bestens auf. Der sommerliche Wechselflor wird im Übrigen ersetzt durch vielfältige Staudenpflanzungen, die sich durch unterschiedliche Blühzeiten auszeichnen und mithin über viele Monate hinweg nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch als Insektennahrung dienen. Die Staudenbeete sind mit einer 10cm dicken wildbienenfreundlichen Spezialsubstratabdeckung gegen Verdunstungsverluste gut gesichert.
 
Begleitet wird das Projekt von Dr. Philipp Unterweger aus Wain in Oberschwaben, einem hochkarätigen Experten in Sachen Biodiversitätsplanung. Unterweger hat die betroffenen Einzelflächen analysiert und detaillierte Handlungsempfehlungen mit der Stadtgärtnerei abgestimmt. So schafft unter anderem das „Nichtmähen“ den acht Fachkräften und den drei hochmotivierten Quereinsteigern um Stadtgärtnermeister Uwe Schweitzer die notwendige Zeit, um in den stadteigenen Produktionsgewächshäusern alleine 2024 über 15.000 Stauden, darunter 50 Prozent Wildstauden, selbst zu ziehen. Die Wildstauden dienen zudem fürderhin als sich selbst vermehrende Impulsbepflanzung in den Wiesenarealen.
 
Nicht von der Umgestaltung betroffen ist die Innenstadt, dort ergänzen nach wie vor 130 Mobilgrünkübel aus Kastanien- und Eichenholz das neue Konzept.