Historischer Abriss des Stadtarchivs

Die Wurzeln des Haslacher Stadtarchivs reichen – wenn man es sehr genau nimmt – bis in das ausgehende Spätmittelalter zurück. Denn die Stadt sah sich aufgrund eines über 100 Jahre andauernden Rechtsstreits mit der Standesherrschaft der Fürstenberger wegen Missachtung und Verletzung des sogenannten Freiheitsbriefes von 1386 dazu veranlasst, ihr Schriftgut sorgfältig zu pflegen und in einem feuer- und diebessicheren Gewölbekeller im Rathaus aufzubewahren. In diesem fand vermutlich ein beachtenswerter Teil der alten Akten, Urkunden und Bücher vor den Truppen Ludwigs XIV. Schutz, die am 31. August 1704 während des Spanischen Erbfolgekrieges Haslach in Schutt und Asche gelegt haben, sodass jener weiterhin zur Erledigung sämtlicher Amtsgeschäfte herangezogen werden konnte.

Über weite Strecken des 19. Jahrhunderts wurde in Haslach – wie auch in vielen anderen badischen Landgemeinden – die Schriftgutverwaltung stark vernachlässigt. Dieser Zustand änderte sich vor Ort erst Mitte der 1880er Jahre, als das Bezirksamt in Wolfach eine Umstellung des Schriftgutes auf eine andere Registraturordnung anregte.

Seit Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 gingen das Stadtarchiv und die Gemeinderegistratur getrennte Wege. Diese waren jedoch nicht mit einer räumlichen Trennung verbunden, die der Stadtrat erst im April 1934 beschlossen hat. Damals fehlte es an qualifizierten Arbeitskräften und geeigneten Räumlichkeiten, sodass sich erst im September 1941 darauf geeinigt werden konnte, im ehemaligen Handelsschulsaal des städtischen Kaufhauses ein Stadtarchiv einzurichten. Dort wurde im Verlauf des Zweiten Weltkrieges die gesamte stehende Hänge-Registratur der Stadtverwaltung eingelagert, während die Archivalien, die ein Registrator des Generallandesarchivs Karlsruhe bereits 1914 verzeichnet hatte, im feuersicheren Grundbuchraum des Rathauses aufbewahrt wurden.

Als sich im Oktober 1947 das Landratsamt Wolfach – auf Anfrage des neu gegründeten Badischen Landesarchivamts in Freiburg – in einer Rundverfügung an alle kreisangehörigen Gemeinden nach den Unterlagen in ihren Archiven erkundigt hatte, konnte die Stadtverwaltung diesem mitteilen, dass es während der Kriegswirren zu keinen Aktenaussonderungen oder -verlusten gekommen sei. Dafür musste sie jedoch auf Weisung der französischen Militärregierung alle sogenannten Nazi-Urkunden und -Akten vernichten; selbst der Archivraum genügte nicht den Ansprüchen, weil er weder feuer- noch diebessicher war und somit die Verwaltung seine Unterbringung in den Kellerräumen der Stadthalle veranlasste. Zwar waren dort die z.T. jahrhundertealten Archivbestände vor einem möglichen Brand sicher, aber vor einer Vernichtung durch Nässe und Feuchtigkeit nicht geschützt; denn zum einen drang bei Hochwasser und starken Niederschlägen durch einen Rückstau wiederholt Wasser in den Archivraum ein und zum anderen konnte dieser nur mit großen Schwierigkeiten unzureichend belüftet werden. Darüber hinaus herrschte in diesem und im Rathaus ein erheblicher Platzmangel, weshalb der Stadtrat im November 1970 den Beschluss fällte, das Stadtarchiv im Erdge- schoss des ehemaligen Kaufhauses unterzubringen.

Die Unterbringung des Archivraums im Erdgeschoss des ehemaligen städtischen Kaufhauses war ursprünglich nur als Übergangslösung bis zur Errichtung eines neuen Rathauses geplant. Allerdings wurde bereits im Vorfeld mit dem Bau eines Bürgerzentrums die Gunst der Stunde genutzt und das Stadtarchiv in dessen Untergeschoss einquartiert; dort wird das Archivgut seit April 1993 auf einer Magazinfläche von 172 m², die wiederum von einem Büroraum abgetrennt ist, in feuer- und einbruchsicheren Rollstahl- schränken aufbewahrt sowie durch eine Belüftungsanlage mit angemessener Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur versorgt. Somit ist das Haslacher Stadtarchiv noch bis heute zwischen Offenburg und Villingen-Schwenningen das größte und zugleich am modernsten eingerichtete Kommunalarchiv.

Seit 2018 bildet das Stadtarchiv den Kern eines kommunalen Archivverbundes, den die Stadt Haslach gemeinsam mit den Gemeinden Fischerbach, Hofstetten, Mühlenbach und Steinach gegründet hat. Denn erst nach dem Tod des ehemaligen Realschullehrers Manfred Hildenbrand, der das Stadtarchiv von 1968 bis Mitte März 2017 ehrenamtlich geleitet hatte, entschied sich die Stadtverwaltung für die Einrichtung einer unbefristeten Vollzeitstelle für einen hauptamtlichen Archivar, der seit Anfang Oktober 2018 bei der Stadt Haslach angestellt ist und bei Bedarf nach Absprache gegen Kostenersatz für die anderen Kommunen tätig sein kann.